Botschaft von der Gebietsführerschaft

In Christus geheilt werden

Unsere Sicht des Lebens ändert sich, wenn wir bestrebt sind, anderen zu dienen.

Elder Joep Boom
Elder Joep Boom, Niederlande Gebietssiebziger, Gebiet Europa Mitte

Nach einer Pfahlkonferenz, bei der ich den Vorsitz führte, stellte mich der Pfahlpräsident einer wundervollen und mutigen jungen Alleinstehenden vor. Ich erfuhr, dass bei ihr nur wenige Wochen vor Beginn ihrer Mission eine schwere und akute Form von Krebs diagnostiziert worden war. Sie hatte sich schmerzhaften, langwierigen und invasiven Behandlungen unterzogen, die bei ihr Narben an Körper und Seele hinterlassen hatten.

Die Qual war ihr anzusehen und geradezu spürbar. Mein Herz weinte um ihretwillen. Unter Tränen fragte sie, warum ihr dies widerfuhr, wo sie doch so einen starken Wunsch verspürte, dem Herrn zu dienen. „Wie soll ich denn bei so viel Unsicherheit mit meinem Leben weitermachen?“, fragte sie. Ich bat sie, jeden Tag ihres Lebens als Geschenk von Gott zu betrachten. Schließlich weiß ja niemand von uns, wann unser Vater im Himmel uns nach Hause rufen wird. Wenn wir an jedem Tag, an dem uns Atem verliehen wird,1 voller Liebe leben und uns in den Dienst Gottes stellen,2 fühlen wir uns gesegnet – selbst in unseren Prüfungen und Bedrängnissen. Ich erzählte ihr von einigem, was ich durch persönliche Erfahrungen darüber gelernt habe, wie ich mich inmitten von Bedrängnissen Gott zuwenden und Freude finden kann. Vom Geist bewegt bat ich sie, ganz bewusst über ihre eigenen Belange hinaus zu blicken und um aufmerksame Augen zu beten, damit sie an jedem Tag ihres Lebens mit den Augen des Erretters die Prüfungen anderer Menschen sehen und ihnen ein Segen sein möge.

Unsere Sicht des Lebens ändert sich, wenn wir bestrebt sind, anderen zu dienen. Unser bitterer Kelch3 wird gesegnet4 sowie süßer, wenn wir danach streben, dass sich unsere Denkweise von „Warum leide ich?“ zu „Wie kann ich dienen?“ wandelt. Wir verspüren dann die Unterstützung durch Engel und erfahren die heilende Macht des Erretters in größerem Maße.

Your Faith Hath Made You Whole

In Markus 5 lesen wir von einer Frau, die seit zwölf Jahre lang an Blutfluss litt. Ihr Zustand beeinträchtigte nicht nur ihre Gesundheit, sondern führte auch zu gesellschaftlicher Isolation. Sie muss verzweifelt gewesen sein. Als sie von Jesus hörte, glaubte sie daran, dass die Berührung seines Gewandes sie heilen würde. Voll Glauben streckte sie ihre Hand aus und berührte es. Jesus drehte sich nach ihr um und sagte: „Meine Tochter, dein Glaube hat dich gerettet. Geh in Frieden! Du sollst von deinem Leiden geheilt sein.“5 Das bemerkenswerte ist: Sie wurde nicht nur körperlich, sondern vollständig geheilt, also geistig, psychisch, seelisch und gesellschaftlich wiederhergestellt.

Jesus Christus bietet uns mehr an als nur Trost oder körperliche Heilung, nämlich vollständige Heilung. Wir alle mögen unsichtbare Lasten tragen: Schmerzen, Krankheit, Kummer, Sucht, Zweifel, Schuldgefühle oder Scham. Vielleicht haben wir das Gefühl, gebrochen zu sein, und spüren, dass wir der Heilung bedürfen. Wenn wir uns in unserer Pein dem Himmel nahen und in aufrichtigem, glaubensvollem Gebet den Herrn anrufen,6 hört er uns, begegnet uns, wo wir sind, und heilt uns.

Die tiefere Bedeutung von Heilung ist, vollständig zu sein, Frieden zu verspüren und mit dem himmlischen Vater im Einklang zu sein. Durch das Sühnopfer des Erretters können wir alle den körperlichen und geistigen Tod überwinden und geheilt sein.

Meine Frau Kirsty und ich waren 2022 bei der internationalen FSY-Tagung in Deutschland dabei. Ein FSY-Lied aus jenem Jahr ist mir ganz besonders im Gedächtnis geblieben. Es heißt „Healer“ – also „Heiler“. Im Refrain heißt es: „Christus ist der Heiler, der Befreier von allen Schmerzen, von allen Lasten und Narben. Wenn du leidest, suche seine Barmherzigkeit, und er wird jedes Stück deines Herzens reparieren.“7 Es fällt mir schwer, dabei mitzusingen, ohne emotional zu werden und Tränen zu vergießen. Ich brauche den Erretter so sehr an meiner Seite, und ich brauche seine Heilung! Wenn wir gemeinsam voll Glauben den Weg der Bündnisse gehen, geht der Erretter an unserer Seite. Er fordert uns auf: „Kommt alle zu mir.“8 Er kennt Ihr Herz. Er weiß, welche Lasten Sie tagen. Und nur er kann Sie wirklich heilen.


Anmerkungen

  1. Siehe Mosia 2:21
  2. Siehe Mosia 2:17
  3. Siehe Matthäus 26:39, 3 Nephi 11:11
  4. Siehe Matthäus 26:27
  5. Markus 5:34
  6. Siehe 2 Nephi 33:3
  7. Text und Musik: Nik Day; Arrangement: Mitch Davis, Nik Day und Sean Hubrich; Produktion: Mitch Davis; Interpretin: McKenna Hixson. © 2022 Intellectual Reserve, Inc. Alle Rechte vorbehalten. Das Lied darf für den gelegentlichen, nichtkommerziellen Gebrauch in Kirche und Familie vervielfältigt werden.
  8. Siehe Matthäus 11:28,29